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Land of milk and honey

Prints (Screenshots aus dem Online-Spiel Second Life), Seile, Nägel, Beamer-Projektion, Sound, rote Taschenlampen, 2007

Installationsansicht Galerie plan.d. in Düsseldorf, 2007


Mit einer Taschenlampe, die einen kleinen roten Lichtkegel wirft, betritt der Ausstellungsbesucher die Installation „Land of Milk and Honey“, die in Dunkelheit getaucht ist. Wasserplätschern, Vogelzwitschern und Windgeräusche sind zu hören. Eine Videoprojektion von einem Avatar, einer virtuellen Spielfigur, aus dem Spiel „Second Life“ steht dem Betrachter in Lebensgröße gegenüber. – Es handelt sich um die Spielfigur Theresa Frölichs, die sich 2006 über einige Monate im Spiel aufhielt. Leicht wiegt sich diese Figur vor und zurück und zwinkert mit den Augen. An den Wänden und im Raum hängen vergrößerte Screenshots aus dem Spiel – Abbildungen von Shops, die virtuelle Körper bzw. Körperteile verkaufen. Der Ausdruck einer virtuellen Palme steht im Raum, buddhistische Figuren, die in virtuellen Meditationsräumen abgebildet sind, drehen sich nun als Screenshot im Raum. Die verschiedenen Prints sind verbunden durch Seile, die wie Strahlen durch den Raum verlaufen, den Blick des Betrachters von einem Detail zum nächsten führen, allerdings auch zu Stolperfallen werden können. An einer Wand formen die Seile einen Engel. Nur langsam kann sich der Betrachter die Installation mithilfe des kleinen Lichtscheins der Taschenlampe erschließen.
Die Welt des Spieles „Second Life“ ist eine virtuelle, in der alles möglich ist – Spieler können sich eine Figur aufbauen, die körperlich so optimierbar ist, dass alle Schönheitsideale und Ansprüche an einen idealen Körper mühelos erreicht werden können. So ausgestattet können in dieser Umgebung Rollen erprobt werden, die im realen Leben zu kurz kommen. Es wird Geld mit virtuellen Produkten erworben; ungehemmter Online-Sex mit anderen Spielern ist permanent verfügbar; Selbsthilfegruppen, Kirchen und Meditationsgruppen bieten transzendente Erlebnisse in der virtuellen Welt an. Wie real ist also diese Virtualität? Welche Auswirkungen haben die online erworbenen Erfahrungen im realen Leben? Welche Möglichkeiten, Absurditäten, Ausflüchte ergeben sich, wenn man ein zweites Leben in einem virtuellen Raum aufbaut?
J.T.

2006 hielt ich mich über mehrere Monate im Spiel auf. Ich führte Gespräche mit Mitspielern über ihre Motivation, sich in einer virtuellen Welt aufzuhalten. Es entstand ein Dokumentation. Buch-Download (15 MB)